Dirmstein
Wappen | Karte |
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Basisdaten | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz |
Landkreis : | Bad Dürkheim |
Verbandsgemeinde: | Grünstadt-Land |
Geografische Lage : | 49° 33' 48" N, 08° 14' 41" O |
Höhe : | 108 m ü. NN |
Fläche : davon Weinbau : | 14,67 km² 2,5 km² |
Einwohner (nur Erstwohnsitze): | 3.113 (30. Juni 2004) |
Einwohner (incl. Zweitwohnsitze): | ca. 3.300 (30. Juni 2004) |
Bevölkerungsdichte : | 212 Einwohner je km² |
Postleitzahl : | 67246 |
Vorwahl : | 06238 |
Kfz-Kennzeichen : | DÃœW |
Gemeindeschlüssel : | 07 3 32 010 |
Adresse der Gemeindeverwaltung: | Ortsgemeinde Dirmstein Marktstr. 4 67246 Dirmstein |
Offizielle Website: | www.dirmstein.de |
E-Mail-Adresse: | og-dirmstein@t-online.de |
Politik | |
Bürgermeister : | Jürgen Schwerdt (CDU) |
Gemeinderat : (Wahl am 13. Juni 2004) | CDU 51,1% (-4,7) - 11 Sitze (=) SPD 26,3% (+2,0) - 5 Sitze (=) FWG 22,7% (+2,8) - 4 Sitze (=) |
Dirmstein ist der größte Ort der 1972 gebildeten Verbandsgemeinde Grünstadt-Land im Landkreis Bad Dürkheim (deutsches Bundesland Rheinland-Pfalz). Er liegt im Nordwesten der europäischen Metropolregion Rhein-Neckar.
Das alte Winzerdorf , 842 erstmals urkundlich erwähnt und heute im Leiningerland gelegen (obwohl es nie den Leininger Grafen gehört hat), verfügt über einen historischen und gut restaurierten Ortskern. Dieser stammt wie die barocke Zweikirche St. Laurentius (s. u.) aus dem 18. Jahrhundert , als Dirmstein für zwei Jahrzehnte sogar Stadtrechte besaß.
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Inhaltsverzeichnis |
Topographie und Geologie
Dirmstein liegt auf 108 m Höhe in der Oberrheinischen Tiefebene im Nordosten der Pfalz, knapp südlich der Grenze zu Rheinhessen und westlich des Rheins etwa auf halbem Weg zum Pfälzer Wald hin. Der rheinseitige Ostteil der Gemarkung ist nahezu eben, während nach Westen zu Hügel aufsteigen, welche die Ausläufer der Haardt darstellen, des pfälzischen Weinbaugebietes zwischen Ebene und Mittelgebirge.
Das Gemeindegebiet wird in west-östlicher Richtung vom Eckbach durchflossen, der Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Ortszentrum an die südliche Peripherie verlagert wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es südlich der Kirche, am Affenstein, neben der Durchgangsstraße eine flache teichartige Erweiterung des Bachbettes gegeben, in der Fuhrwerke von Sand- und Lehmanhaftungen gereinigt werden konnten.
Die Böden sind überwiegend sandig und weisen z. T. Lehmbeimengungen auf, deren Konzentration variiert. In tiefer gelegenen Arealen nahe dem Eckbach finden sich auch Ablagerungen , die der Bach früher hierher verfrachtet hat. Der Grundwasserspiegel liegt mittlerweile mehr als 10 m unter der Erdoberfläche .
Der an sich kleine Floßbach oder Landgraben, der Dirmstein im Norden umfließt und am Ostrand des Dorfes in den Eckbach mündet, wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begradigt. Der so bewirkte Verlust von Überschwemmungsräumen bereitet zusammen mit der Erhöhung der Fließgeschwindigkeit dem in den 1980er Jahren eröffneten Baugebiet Nördlich der Heuchelheimer Straße bei starken Regenfällen Probleme. 1994 kam es erstmals zu einer großflächigen Überflutung, bei der Keller bis zur Oberkante unter Wasser standen.
Geschichte
Ãœberblick
kurz vor Jahr 0 | Beginn der Herrschaft der Römer über hier heimische Kelten und germanische Vangionen |
um 400 | Landnahme durch die Alemannen |
gegen 500 | Landnahme durch die Franken |
8. Jh. | 1. undatierte Erwähnung: DÃramestein |
842 | 1. Urkunde : Theormstein |
1110 | 2. Urkunde: DÃeremestein |
1141 | 1. Erwähnung von Weinbau im Ort |
1190 | 3. Urkunde: Dirmenstein |
13. - 17. Jh. | Adelsfamilie von Lerch |
1315 | erstmalige Schreibung: "Dirmstein" |
1367 | Gründung einer Augustiner - Probstei |
1500 | Gründung eines Jesuiten - Klosters |
1525 | Schleifung zweier Schlösser und des Augustiner-Klosters im Bauernkrieg |
1575 - 1642 | Caspar Lerch, der herausragende Vertreter des niederen Adels von Dirmstein |
1618 - 1648 | Keine größeren Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg |
1621 | Mehrmalige Plünderung der Besitztümer von Caspar Lerch durch lutheranisch - schwedische Truppen |
1621 - 1640 | Caspar Lerch im Exil in Mainz und Köln |
1689 | Niederbrennung Dirmsteins im Pfälzischen Erbfolgekrieg |
ab 1736 | Errichtung des Sturmfederschen Schlosses ( 1738 des Michelstores) durch Marsilius Franz Sturmfeder von Oppenweiler |
1742 - 1746 | Bau und Einweihung der Laurentiuskirche |
1780 - 1801 | Dirmstein mit Stadtrechten |
1797 - 1815 | Dirmstein französisch (Département Mont Tonnerre) |
frühes 19. Jh. | Anlegung des Schlossparks als Englischer Landschaftsgarten durch Johann Christian Metzger im Auftrag der Familie von Camuzi |
1816 - 1945 | Dirmstein bayerisch (Rheinkreis, später Rheinpfalz) |
1891 - 1939 | Lokalbahnbetrieb |
1933 - 1945 | Adolf Hitler Ehrenbürger von Dirmstein, Umbenennung ausgerechnet der Friedhofstraße in Adolf-Hitler-Straße |
1941 - 1945 | Stanislaus Swiatek als Kriegsgefangener in Dirmstein |
1945 | Ermordung des abgeschossenen britischen Fliegers Cyril William Sibley |
1972 | Bildung der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land mit Dirmstein als größter Ortsgemeinde |
1994 | Wohngebiet "Nördlich der Heuchelheimer Straße" großräumig überschwemmt |
1995 | Stanislaus Swiatek nach 50 Jahren wieder in Dirmstein |
1996 | 250-Jahr-Feier der Laurentiuskirche |
2000 | Brand des EDEKA-Marktes Bachmann |
2005 | Erscheinen der Ortschronik von Dirmstein |
Von den Kelten zu den Franken
Als kurz vor der christlichen Zeitenwende die Römer die Region eroberten, siedelten hier neben Kelten auch Angehörige des germanischen Stammes der Vangionen . Die Römer wurden in der Spätzeit ihrer Herrschaft um 400 durch eindringende Germanen vom Stamm der Alemannen abgelöst, diese im Verlauf eines knappen Jahrhunderts durch ebenfalls germanische Franken . Bis hierher gibt es keine schriftlichen Zeugnisse über Dirmstein.
Frankenzeit
Entwicklung des Namens
Im 8. Jahrhundert bestand Dirmstein als fränkische Ansiedlung DÃramestein, die im Weißenburger Codex ohne genaue Datierung genannt wird. Der Name bedeutet soviel wie "Stein(haus) des Diram". Offenbar hatte hier ein wohlhabender Mann es sich leisten können, sein Haus dauerhafter aus Stein als aus Holz zu errichten. Im 9. Jahrhundert erfolgte die erste datierte Erwähnung des Dorfes in einer Urkunde, die Frankenkönig Karl der Kahle am 23. November 842 in "Theormstein" unterzeichnet hat. Von 1110 stammt die nächste Quelle, eine Urkunde des Probstes Hartwig von St. Paul zu Worms, wo der Ort unter dem Namen DÃeremestein aufgeführt ist. Mit einer weiteren Wormser Urkunde von 1190 übertrug König Heinrich IV. die Vogtei über Dirmenstein dem Bischof Konrad II. von Sternberg von Worms. Der heutige Name Dirmstein wurde erstmals 1315 gebraucht.
Gräberfelder
Drei fränkische Gräberfelder aus dem Frühmittelalter , am Nordostrand des Ortes gelegen, wurden ab 1954 entdeckt. Das zuletzt gefundene wurde in den 1980er Jahren archäologisch untersucht. Die geborgenen Funde wurden nach Speyer ins Historische Museum der Pfalz verbracht. Manche der mit den Fundstücken befassten Experten vertreten sogar die Meinung, dass die Grabstätten zumindest teilweise schon zu alemannischer Zeit in Gebrauch waren.
Adelsfamilien
Dirmsteiner Adelsfamilien wurden erstmals im 12. Jahrhundert urkundlich erwähnt.
Die bekannteste war die Familie von Lerch, die vom Ende des 13. Jahrhunderts bis zu ihrem namentlichen Aussterben Ende des 17. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle sowohl im Dorf als auch - wegen ihrer ausgedehnten Besitztümer - im gesamten pfälzischen Raum und darüber hinaus spielte. Ihr Name ist an mehreren historischen Dirmsteiner Gebäuden in Stein gemeißelt, so am Torbogen zum Hospitalhof und an der Mauer des Kellergartens, der heutigen Fechtschule .
Herausragender Vertreter der Familie war Caspar Lerch ( 1575 - 1642 ), nach dem eine Straße im Ort benannt ist. Er war zunächst Kämmerer des Bischofs von Speyer, dann Kurmainzischer Amtmann in Tauberbischofsheim und schließlich Direktor der Oberrheinischen Ritterschaft . Außerdem verfasste er zahlreiche juristische Werke.
Freiherr Marsilius Franz Sturmfeder von Oppenweiler , Enkel der zweitältesten Tochter Caspar Lerchs, wurde legendär durch seinen Hader mit der Obrigkeit, den er 1738 auf dem Michelstor in Form einer Skulptur als seinen siegreichen Kampf mit dem Drachen verewigen ließ. An der Außenseite des Tores, das zum Sturmfederschen Schloss gehört, ist zudem ein steinerner " Neidkopf " eingelassen. Der letzte Namensträger des Geschlechtes starb 1901 .
Weitere Adelsgeschlechter des Mittelalters waren u. a. die Familien Nagel von Dirmstein, von der Hauben und von Affenstein.
Kriegszeiten
Unter dem Bauernkrieg hatte der Ort selbst wenig zu leiden, obwohl am 4. Juni 1525 aufständige Bauern unter Führung des Dirmsteiner Vasallen Erasmus von der Hauben das Bischöfliche und das Kurpfälzische Schloss sowie das Augustiner-Kloster schleiften.
Ebenfalls nur zu kleineren Zerstörungen kam es während des Dreißigjährigen Krieges . Repressionen musste vor allem der bekennende katholische Parteigänger Caspar Lerch erdulden, dessen Schloss geplündert wurde und der samt seiner Familie zu Flucht und neunzehnjährigem Exil gezwungen war.
1689 allerdings wurde Dirmstein durch französische Truppen fast gänzlich niedergebrannt. 1688 - 1697 führte nämlich der " Sonnenkönig " Ludwig XIV. , um an das Erbe seiner Schwägerin Liselotte von der Pfalz zu kommen, den Pfälzischen Erbfolgekrieg - und ließ paradoxerweise die von ihm begehrte Kurpfalz in Schutt und Asche legen. In Dirmstein wütete die Feuersbrunst drei Tage lang, vom 7. bis 9. September . Nur einige wenige Häuser blieben unversehrt.
Barockzeit
Hundert Jahre nach dem Inferno - in der Barockzeit - war aus den beiden ursprünglichen Siedlungskernen, dem Ober- und dem Unterdorf, wieder ein ansehnliches Gemeinwesen geworden, dem von 1780 bis 1801 sogar Stadtrechte gewährt wurden.
Ober- und Unterdorf hatten von 1419 bis 1705 verschiedenen Herrschaften angehört: Das Oberdorf war dem pfälzischen Kurfürsten zu Eigen, das Unterdorf dem Bistum Worms. Einer späteren interkonfessionellen Kooperation zwischen dem katholischen Fürstbischof von Worms und dem protestantischen Kurfürsten verdankt Dirmstein seine berühmte Zweikirche St. Laurentius (s. Barockkirche).
Zweiter Weltkrieg
Alle späteren Kriege hat Dirmstein nahezu unversehrt überstanden. Der Zweite Weltkrieg hinterließ eine erfreuliche und eine schändliche Geschichte:
Der ehemalige Kriegsgefangene Stanislaus Swiatek aus dem polnischen Stettin bewahrte auf Grund seiner guten Erfahrungen dem Dorf eine lebenslange Freundschaft über mehr als ein halbes Jahrhundert und vermittelte jungen Landsleuten , die er zu Besuchen mitbrachte, seine Ansichten von Völkerverständigung.
Andererseits wurde am 21. Februar 1945 der abgeschossene britische Flieger Cyril William Sibley, der verwundet in Gefangenschaft geraten war, vom Ortsgruppenleiter der NSDAP , Adolf Wolfert, ermordet . 1946 wurden der für Sibleys Tod Verantwortliche und sein Mittäter Georg Hartleb von einem britischen Militärgericht zum Tod durch Erhängen verurteilt und ein halbes Jahr später hingerichtet . 1985 fand die Bluttat an Sibley ihre literarische Aufarbeitung durch den Dirmsteiner Dichter Walter Landin in der Erzählung Wenn erst Gras wächst.
Politik
Wappen
Das Gemeindewappen ist geteilt. Die obere Hälfte ist in Schwarz und Blau gespalten. Oben rechts steht auf den Hinterbeinen ein rot bewehrter und rot bezungter, nach rechts gewendeter Löwe , oben links liegt in mit goldenen Kreuzchen bestreutem Feld ein mit der Spitze schräg zur Mitte oben weisender silberfarbener Schlüssel . Die untere Hälfte zeigt in rotem Feld drei vollständige und zwei angeschnittene silberfarbene Helme .
Löwe und Schlüssel symbolisieren die während drei Jahrhunderten geteilte Herrschaft durch die Kurpfalz und das Hochstift Worms, die Helme stellen die Eisenhüte der ortsansässigen niederen Adeligen dar, die ab dem 15. Jahrhundert eine Ganerbschaft bildeten.
Liste der Bürgermeister
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(1945 bis 1964 und vor 1900 lückenhaft)
Jürgen Schwerdt (CDU) | seit 2004 |
Werner Sauer (CDU) | 1994 bis 2004 |
Friedrich Raster (SPD) | 1986 bis 1994 |
Erich Otto (FWG) | 1964 bis 1986 |
Roland Bengel | um 1950 |
Philipp Neuschäfer | 1943 bis 1945 |
Karl Schlösser | 1941 bis 1943 |
Heinrich Körber | 1937 bis 1941 |
Johann (Hans) Karl Becker | 1933 bis 1937 |
Dr. Lauterbach (?) | 1931 bis 1933 |
Richard Römer | 1924 bis 1931 |
Albert Römer | 1900 bis 1924 |
Karl Witt | 1894 bis ? |
Dr. med. Heinrich Bennighof | 1884 bis 1893 |
Abraham Janson | 1874 bis ? |
Gideon von Camuzi | 1868 bis 1874 |
Johann Roos | um 1863 |
Christian Janson | um 1848 |
Roland Stocké | um 1835/41 |
Hartmüller | um 1833 |
Jacob Janson | um 1823/25 |
Joseph von Camuzi | 1801 bis 1815 |
Stephan Gräf | ab 1793 |
Philipp Roos | 1792/93 |
Stephan Gräf | bis 1792 |
Christian Sartor | um 1772 |
Georg Mappes | um 1749/52 |
Boetty | um 1741 |
Andres Einsel(e) | um 1717/37 |
Daniel Deimel | um 1671/72 |
Hans Conrad Winter | um 1652 |
Kultur
Sehenswürdigkeiten
Ältestes Haus
Das "Älteste Haus" Dirmsteins, das die eingemeißelte Jahreszahl 1596 trägt, überstand 1689 mit nur fünf oder sechs anderen Gebäuden das Niederbrennen des Ortes durch die Franzosen. Es wurde um die Jahrtausendwende ansprechend restauriert.
Barockkirche
Der historische Kern des Winzerdorfes stammt deswegen aus der Barockzeit . Prunkstück ist die ab 1742 nach den Plänen des genialen Baumeisters Balthasar Neumann errichtete und 1746 geweihte St.-Laurentius-Kirche. Die im Jahr 1900 gebaute und 1986 renovierte Orgel zieht von weither Kenner an.
Schlösser und Schlosspark
Die restaurierten Schlösser - das Sturmfedersche und das Koeth-Wanscheidsche Schloss , eigentlich Herrenhäuser der adeligen Familien von Sturmfeder und Koeth-Wanscheid - sowie der kurz nach 1800 im Stil eines Englischen Landschaftsgartens angelegte und heute gleichfalls sanierte Schlosspark ermöglichen Veranstaltungen vor allem musikalischer Art, die Dirmstein mittlerweile zu einem kulturellen Geheimtipp avancieren ließen. Geplant wurde der Park im Auftrag der Familie Camuzi von Johann Christian Metzger , der zum Beispiel auch den Heidelberger Bergfriedhof und Teile des Schwetzinger Schlossparks gestaltet hat. Für einen weiteren der einstmals sieben Englischen Gärten am Ort zeichnete sein noch berühmterer Kollege Friedrich Ludwig von Sckell verantwortlich. Dabei handelt es sich um den Sturmfederschen Kellergarten am Eckbach, der sich im Eigentum der örtlichen Hospitalstiftung befindet und ebenfalls lange vernachlässigt wurde. Derzeit laufen Vorarbeiten für seine Sanierung.
Sonstige Bauwerke
- Die Spormühle liegt im Südwesten des Dorfes am Eckbach und beherbergt neben einer Kunstgalerie ein kleines Landhotel.
- Eine Besonderheit ist das ehemalige Badehaus der Gräfin von Brühl, deren fürstliche Badewanne heute als übergroßer Blumentopf im Vorgarten steht.
- Gegenüber der Kirche im Spitalhof, der früher ein Hospiz war und zu dem die in gotischem Stil errichtete und heute profanisierte Kapelle St. Maria Magdalena gehört, ist nun der Gemeindekindergarten untergebracht.
- Das historische Alte Rathaus wird als Haus der Vereine genutzt, die das Gebäude in ehrenamtlicher Arbeit restauriert haben.
- Die Marktstraße, deren Südteil auf 60 m als "Deutschlands kleinste Fußgängerzone " ausgewiesen ist, verläuft zwischen dem Sturmfederschen Schloss und dem Hotel "Café Kempf", das nach vollständiger Renovierung wieder seinen Platz als führender gastronomischer Betrieb am Ort und als optischer Blickfang einnimmt.
- Als kleines, aber feines Pendant fungiert das zur Weinstube ausgebaute einstige Backhaus.
- Das ehemalige Sommerschloss des Fürstbischofs von Worms in der Nähe des östlichen Ortsrandes ist das älteste zumindest teilweise noch erhaltene Dirmsteiner Schloss. Ein Vorgängerbau wurde ab 1240 bezeugt, das eigentliche Schloss erstmals 1414 . Von ihm stehen nur noch wenige originale Reste.
- Dasselbe gilt von zwei Klöstern der Augustiner und Jesuiten , die nördlich des Ortszentrums nebeneinander lagen. Das Augustinerkloster wurde später zum Quadtschen Schloss umgebaut und firmiert heute, historisch unkorrekt, als Jesuitenhof.
- Eine ganze Anzahl weiterer Winzerhöfe und Weinstuben sind mit großem Aufwand saniert worden und tragen durch prächtige Fachwerk - oder Sandsteinfassaden zur Atmosphäre des Dorfes bei.
Friedhöfe
Bis etwa 1850 besaß der Ort seinen Friedhof im Osten der Gemeinde. Das bekannteste Grab dort ist dasjenige des Arztes Johann Hubertus.
Der heute in Gebrauch befindliche Friedhof liegt im Norden des Dorfes. Zahlreiche kulturhistorisch wertvolle Grabsteine aus dem 17. , 18. und 19. Jahrhundert wurden vom alten Friedhof übernommen und hier aufgestellt. Die Kapelle, in der ein Teil der ursprünglichen Fresken restauriert worden ist, ist eine neuromanische Anlage mit rechteckigem Grundriss aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und beherbergt die Gruft der adeligen Familie Camuzi.
Ortsführungen
Ortsführungen, die der Kulturverein St. Michael Dirmstein e. V. durch seinen Ehrenvorsitzenden Arthur Maurer - in der historischen Tracht eines Junkers - anbietet, und eine gepflegte Gastronomie machen den Ort auch zu einem touristischen Erlebnis. Ein von Arthur Maurer gebautes Modell der Gemeinde zur Barockzeit wird unter Glas im Foyer des Sturmfederschen Schlosses präsentiert.
Lösswand als Biotop
Im Bereich des nordwestlichen Ortsausgangs gibt es eine nach Süden ausgerichtete steile Lösswand , die ein Biotop für zahlreiche Arten von wärmeliebenden Insekten darstellt, so z. B. für solitäre Wildbienen und Grabwespen . Auch höhlenbrütende Vogelarten werden beobachtet.
Eckbachmühlen-Rad- und Wanderweg
Der Eckbachmühlen-Rad- und Wanderweg, der von Dirmstein aus bachaufwärts durch sieben malerische Dörfer nach Neuleiningen führt, ist für Mühlenliebhaber wegen der 23 teils restaurierten Mühlen begehenswert.
Veranstaltungen
Die zahlreichen örtlichen Vereine bescheren dem Ort einen wohlgefüllten Terminkalender. Vor allem der Kulturverein betätigt sich auf vielen Gebieten und lädt ein zu Auftritten seiner historischen Tanzgruppe, zu Literaturabenden und zu Musik im Schlosspark. Größere Veranstaltungen finden in der Unterhaardter Festhalle (UHF) statt, die südlich der Laurentiuskirche am Rande des Ortszentrums liegt und mehrere hundert Besucher aufnehmen kann. Sie wurde Anfang des neuen Jahrtausends durch ehrenamtliche Helfer baulich und technisch saniert.
Konzerte
Die hochkarätigen Konzerte im Sturmfederschen Schloss (Eux-Stocké-Ratssaal), wo ein historischer Bechstein - Flügel zur Verfügung steht, locken immer mehr Besucher von auswärts an. Ähnliches gilt für die deutsch-französische Konzertreihe "Printemps Rhénan - Rheinischer Frühling", zu deren Spielorten die örtliche Laurentiuskirche gehört.
Im Schlosspark findet außerdem jährlich eine Open-Air-Gala der Reihe " palatiajazz " statt, bei der beispielsweise schon die original Blues-Brothers-Band , Branford Marsalis und Cassandra Wilson aufgetreten sind.
Felix Hell, der aus dem Nachbarort Laumersheim stammende Orgelvirtuose, kehrt zu jedem Jahreswechsel nach Dirmstein zurück, um in der Laurentiuskirche auf dem Instrument seiner Lehrjahre ein Silvesterkonzert zu geben.
Pfälzer Mundart
In Dirmstein wird eine Variante des Vorderpfälzischen gesprochen, das zu den pfälzischen Dialektgruppen gehört. Die kulturelle Pflege der Mundart wird im Ort groß geschrieben; mehrere hier geborene bzw. ansässig gewordene Autoren gehören seit Jahren zu den Preisträgern bei den pfälzischen Mundartdichterwettbewerben und veranstalten auch im Ratssaal immer wieder Lesungen.
Feste
Der Dirmsteiner Jahrmarkt (jedes Jahr am 2. Septemberwochenende) und das Bayerische Bierfest (alle zwei Jahre im Sommer gemeinsam mit der bayerischen Partnergemeinde Neuötting ausgerichtet) sorgen stets dafür, dass der bogenförmig gepflasterte Schlossplatz sowie die Weinstuben und Winzerhöfe dicht bevölkert sind. Das schon mehrmals im Hochsommer durchgeführte Schlossparkfest hat sich ebenfalls als Publikumsmagnet etabliert.
Bildung und Erziehung
Kindergärten
Die Gemeinde verfügt über den katholischen Kindergarten "St. Laurentius" und die kommunale Kindertagesstätte "Himmelszelt". Beide haben zwei Gruppen. Im "Himmelszelt" gibt es auch Ganztagsplätze, außerdem können hier vier Zweijährige aufgenommen werden.
Grundschule und Sporthalle
Dirmstein ist Standort einer zweizügigen Grundschule , die auch eine Ganztagsbetreuung anbietet. Neben der Schule liegt eine Allzweck-Sporthalle, die auch für überörtliche Sportereignisse zur Verfügung steht.
Musikschule
Das Sturmfedersche Schloss beherbergt die einzige Außenstelle der Musikschule Leiningerland, die ihren Sitz in Grünstadt hat.
Erwachsenenbildung
Bildung für Erwachsene wird von der örtlichen Volkshochschule angeboten, die in die Kreisvolkshochschule Bad Dürkheim integriert ist. Unterrichtsräume befinden sich unter anderem im Sturmfederschen Schloss.
Öffentliche Bücherei
Das Sturmfedersche Schloss beherbergt die zentrale Bücherei für die Verbandsgemeinde Grünstadt-Land.
Wirtschaft
Entwicklung
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Dirmstein von einer rein landwirtschaftlich geprägten Gemeinde zu einem Ort, in dem sowohl Landwirtschaft - und hier vor allem der Weinbau - als auch Dienstleistung - wie z. B. zwei Speditionsunternehmen - gleichberechtigt nebeneinander stehen. Es gibt über 200 eingetragene Gewerbebetriebe. Dennoch pendeln viele Dirmsteiner täglich zu Arbeitsplätzen in anderen Orten, da die wirtschaftliche Verflechtung in der europäischen Metropolregion Rhein-Neckar-Dreieck sehr dicht ist.
Allmählich öffnet sich Dirmstein auch dem Fremdenverkehr. Zunächst wurde der Ort als "Perle der Unterhaardt" beworben, ab 1972 als "Perle des Leiningerlandes". 2005 beschloss der Gemeinderat den Slogan "Perle zwischen Worms und Weinstraße".
Edelweinort
Schon seit der Römerzeit wird in der Vorderpfalz Wein angebaut. Das sonnige Klima des Leiningerlandes begünstigt auch in Dirmstein die Produktion edler Gewächse , die bei Prämierungen regelmäßig Auszeichnungen wie die Goldene Kammerpreismünze u. ä. erhalten.
Die am häufigsten angebauten Rebsorten sind Riesling , Portugieser und Dornfelder , nennenswerten Zuwachs verzeichnen auch Spät-, Grau- und Weißburgunder . Die früher zahlreichen kleinen Weinlagen Dirmsteins wurden mittlerweile zu drei großen zusammengefasst: Herrgottsacker, Mandelpfad und Schwarzerde. Direkt im Ort, nördlich des Zentrums, gibt es noch die kleine Lage Jesuitenhofgarten, von deren ganz leicht nach Süden geneigtem Hang exzellente Riesling- und Weißburgunderweine stammen.
Sonstiges
Vor allem aus Äpfeln der Region werden vorzügliche Obstbrände hergestellt. Die ebenfalls hier heimischen Mandeln und Feigen haben nur eine geringe wirtschaftliche Bedeutung. Ein typisches Saisongemüse ist der Spargel , der im flachen östlichen Gemarkungsbereich angebaut wird. Spargel im Frühjahr und Feigen im Sommer verleihen den Speisekarten der Gegend ein mediterran anmutendes Flair. Durch die Gemeinde führt auch ein Seitenarm der Deutschen Grumbeer- und Gemüsestraße , denn der unmittelbar angrenzende Rhein-Pfalz-Kreis wird auch der "Gemüsegarten Deutschlands" genannt.
Von 1778 bis 1788 bestand eine Steingutfabrik , welche die "Dirmsteiner Fayence " herstellte, deren wenige erhalten gebliebene Exemplare in Sammlerkreisen begehrt sind.
Verkehr
Straße
Verkehrsmäßig wird Dirmstein nicht über die einen Kilometer südlich verlaufende Autobahn 6 (Mannheim - Saarbrücken) erschlossen, sondern über die Landesstraße 453, die parallel zur Autobahn Frankenthal (im Osten) mit Grünstadt (im Westen) verbindet, wo es auch die beiden nächsten Anschlussstellen gibt. Nach Südwesten stellt die Landesstraße 422 die Verbindung mit Freinsheim her, das alljährlich im Juli beim Stadtmauerfest sein mittelalterliches Erbe präsentiert. Zusätzliche Kreisstraßen führen nach Norden über Offstein in den Landkreis Alzey-Worms und nach Süden zum Nachbarort Gerolsheim. Ebenfalls keine Verbindung gibt es zur Autobahn 61 (Koblenz - Speyer), die zwei Kilometer südöstlich des Ortes im Autobahnkreuz Frankenthal die A 6 überquert.
Die durch den Ort führenden Verkehrsachsen leiden unter der nicht erfolgten direkten Anbindung ans Autobahnnetz. Dies betrifft das Fahrzeugaufkommen und noch mehr die gefahrenen Geschwindigkeiten. Eine 1994 gegründete Bürgerinitiative , die sich unter dem Slogan "Dirmsteiner Straßen - viel zu schön zum Rasen" für Verkehrshumanisierung einsetzte, gab die Initialzündung für bauliche Maßnahmen, die dann Ende der 1990er Jahre an bisher zwei Stellen der Landesstraße 453 vorgenommen wurden. Der Ortseingang von Frankenthal her konnte auf diese Weise merklich entschärft werden, während die Einfahrten von Grünstadt, Offstein und Freinsheim her weiter auf Abhilfe warten.
Öffentlicher Personennahverkehr
Über zwei Buslininen kann man von Dirmstein aus praktisch im Stundentakt zu den Bahnhöfen Grünstadt (ca. 6 km) und Frankenthal (ca. 10 km) gelangen. Die besten Verbindungen lassen sich beim Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) online abrufen.
Früher lag Dirmstein an der Lokalbahn, einer eingleisigen Schmalspurstrecke (100 cm), die ab 1. Juli 1891 von Frankenthal aus westwärts über Heßheim und Dirmstein bis nach Großkarlbach führte. Die sämtlich im gleichen Backsteinstil errichteten Bahnhöfe sind teilweise noch heute erhalten, so auch in Dirmstein, und werden zu Wohnzwecken genutzt. Außer dem alten Bahnhof erinnern noch die "Bahnhof-" und die "Lokalbahnstraße" an die am 14. Mai 1939 stillgelegte Strecke.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Dr. rer. pol. Eux Stocké (* 27. Juni 1895 in Dirmstein; †3. März 1992 in Rödental bei Coburg), Unternehmer und Mäzen , Ehrenbürger von Dirmstein (seit 22. Juni 1976 )
- Erich Otto (* 26. September 1921 in Dirmstein; †1. Juni 1992 ebenda), langjähriger Bürgermeister, Ehrenbürger von Dirmstein (seit 1997 )
Söhne und Töchter der Gemeinde
- 1575 , 13. Dezember , Caspar Lerch (†17. April 1642 in Mainz), Kämmerer des Bischofs von Speyer, Kurmainzischer Amtmann in Tauberbischofsheim, Direktor der Oberrheinischen Ritterschaft
- um 1690 , Marsilius Franz Sturmfeder von Oppenweiler (†30. Mai 1744 ), Freiherr , Urenkel Caspar Lerchs, Erbauer des nach ihm benannten Sturmfederschen Schlosses
- 1752 , 10. Dezember , Johann Hubertus (†4. März 1823 ), Chirurg , Medizinprofessor an der Josephs-Akademie in Wien und Leibarzt des österreichischen Erzherzogs Karl in Brüssel
- 1929 , 19. April , Arthur Maurer, Heimatforscher sowie Initiator und Ehrenvorsitzender des Kulturvereins St. Michael Dirmstein
- 1929 , 11. Juni , Josef Schmitt (†6. September 1995 ), Pfalzmaler
- 1934 , 6. Februar , Alexander Schroth, Pfälzer Mundartdichter
- 1952 , 29. Mai , Walter Landin, Pfälzer Mundartdichter
Weitere Persönlichkeiten
Nicht in Dirmstein geborene, aber mit der Gemeinde verbundene Persönlichkeiten:
- Lydia Hauenschild (* 5. Dezember 1957 in Deggendorf), Autorin , wohnt in Dirmstein.
- Albert H. Keil (* 1. Juli 1947 in Mußbach), Pfälzer Mundartdichter, wohnt in Dirmstein.
- Friedrich Klingmann (* 10. März 1874 in Gaiberg; †1947 ), Önologe , Rebenzüchter und Landwirtschaftsrat, gründete 1924 die Rebenveredelungsanstalt Dirmstein, die später in Weinbauversuchsanstalt umbenannt wurde. Ihm hat die Gemeinde den Rat-Klingmann-Weg gewidmet.
- Dr. rer. nat. Otfried K. Linde (* 1932 ), Pharmazeut , Autor , Mitherausgeber einer Dokumentation über Verbrechen an Psychiatrie - Patienten im Dritten Reich , wohnt in Dirmstein.
- Dr. phil. Michael Martin , Stadtarchivar von Landau, ordnete in jahrelanger Arbeit das Gemeindearchiv von Dirmstein und ist Herausgeber der Ortschronik.
- Walter Perron (* 1895 ; †1970 in Frankenthal (Pfalz)), Maler und Bildhauer , wohnte zeitweilig in Dirmstein.
- Sigismund Ranqué (* 1743 in Ballenberg, heute Ravenstein; †1795 ), Komponist und vermutlich Schüler von Ignaz Holzbauer , war ab 1764 Schulmeister und Organist in Dirmstein.
- Helmut Ried (* 1936 in Ludwigshafen am Rhein), Maler , wohnt in Dirmstein.
- Erwin Spuler (* 22. März 1906 in Augsburg; †7. April 1964 in Cros-de-Cagnes (Südfrankreich, auf einer Reise)), Maler , Keramiker, Zeichner, Grafiker, wohnte in seiner Jugend mehrere Jahre in Dirmstein, wo seine Mutter Emma Bengel herstammte.
Literatur
- Wenn erst Gras wächst, Erzählungen von Walter Landin, Pfälzische Verlagsanstalt, Landau 1985
- "Freunde nennen mich Stani", Reportage von Albert H. Keil, in: Heimatjahrbuch 1996, Herausgeber: Landkreis Bad Dürkheim, Verlag H. Englram, Haßloch 1995, ISBN 3-926775-13-0
- Der Mord an Cyril William Sibley, Sendung des Südwestrundfunks in Mainz am 10. Februar 2001, 21 bis 22 Uhr, Typoskript, 47 Seiten
- Wo das Dorf zu Ende geht, Eine authentische Geschichte von Isolde Stauder geb. Hanewald , Sommer Druck und Verlag, Grünstadt 2004
- Dirmstein - Adel, Bauern und Bürger, Chronik der Gemeinde Dirmstein, Herausgeber: Michael Martin, Selbstverlag der Stiftung zur Förderung der pfälzischen Geschichtsforschung, Neustadt an der Weinstraße, 23. November 2005 (1163. Jahrestag der ersten urkundlichen Erwähnung), ISBN 3-9808304-6-2
Siehe auch
- Leininger , Leiningerland
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