Hessen-Nassau
Die preußische Provinz Hessen-Nassau bestand von 1868 bis 1944 . Die Provinz umfasste den nördlichen und westlichen Teil des heutigen Bundeslandes Hessen, sowie Teile von Rheinland-Pfalz und entstand aus den 1866 von Preußen annektierten Ländern Kurhessen, Nassau und Freie Stadt Frankfurt. Die größten Städte waren Frankfurt am Main, Kassel (Provinzhauptstadt) und Wiesbaden. Die Provinz hatte eine Fläche von 15.700 km² und (1905) gut zwei Millionen Einwohner.
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Gebiet und Bevölkerung
16.845 km²; 2.688.922 Einwohner (Mai 1939)
Insignien
Die Farben der Flagge der Provinz waren, von oben nach unten, Rot-Weiß-Blau, identisch mit der Flagge der Niederlande . Das Herzogtum Nassau ist das Stammland des Königshauses der Niederlande.
Das Wappen ist dreigeteilt und zeigt die Wappen der drei annektierten Staaten: rechts (vom Träger aus gesehen) der gekrönte, silber-rot quergestreifte Löwe des Kurfürstentums Hessen, links ein gekrönter goldener Löwe, wie der erste im im blauen Feld, für Nassau, in der roten Spitze der goldbewehrte silberne Adler der Freien Stadt Frankfurt.
Gründung der Provinz
Nach dem Deutschen Krieg 1866 gelangten das Kurfürstentum Hessen (Residenzstadt Kassel), das Herzogtum Nassau (Residenzstadt Wiesbaden), die Freie Stadt Frankfurt und die bayerischen Ämter Gersfeld und Orb unter preußische Herrschaft. Ferner musste das Großherzogtum Hessen das sog. Hessische Hinterland sowie die kurz zuvor erworbene Landgrafschaft Hessen-Homburg an Preußen abtreten, es erhielt allerdings das zuvor kurhessische Bad Nauheim.
Obwohl die mitten in Hessen gelegene, ehemals Freie Reichsstadt Wetzlar schon im Jahre 1815 preußisch und 1822 Kreisstadt des neu geschaffenen preußischen Landkreises Wetzlar geworden war, blieb sie weiter im Regierungsbezirk Koblenz der Rheinprovinz. Erst am 1. Oktober 1932 wurden Stadt und Kreis Wetzlar in den Regierungsbezirk Wiesbaden der Provinz Hessen-Nassau eingegliedert.
Die neuen preußischen Gebiete wurden zunächst in den Regierungsbezirken Cassel und Wiesbaden unter einem vorläufigen preußischen Oberpräsidium in Cassel vereinigt.
Am 7. Dezember 1868 entstand hieraus die neue preußische Provinz Hessen-Nassau. Sie gliederte sich - wie in Preußen üblich - in Stadtkreise und Landkreise .
Verwaltungsreformen
Deutsches Kaiserreich
1886 wurde die Stadt Hanau kreisfrei. Der Mainkreis wurde am 31. März 1886 in die neuen Landkreise Wiesbaden und Höchst geteilt.
Der Landkreis Frankfurt wurde am 1. April 1910 aufgelöst, als alle Gemeinden des Kreises nach Frankfurt am Main eingemeindet wurden.
Weimarer Republik
Stadt-, Landkreis und Regierungsbezirk Cassel führten seit dem 4. Dezember 1926 ihren Namen mit K am Anfang.
Zum 1. April 1928 vergrößerten sich die Stadtkreise Wiesbaden und Frankfurt am Main durch Eingemeindungen, darunter unter anderen die großen Städte Höchst am Main und Biebrich . Aus den Resten der Landkreise Höchst am Main und Wiesbaden entstand der neue Main-Taunus-Kreis. Höchst, nunmehr ein Stadtteil von Frankfurt, blieb jedoch bis 1987 Verwaltungssitz des neuen Landkreises.
Der Freistaat Waldeck wurde nach einem Volksentscheid am 1. April 1929 in den Staat Preußen eingegliedert und dem Regierungsbezirk Kassel zugeordnet. Gleichzeitig wurden die Städte Fulda und Marburg an der Lahn kreisfrei.
Zum 1. Oktober 1932 trat der Kreis Wetzlar von der Rheinprovinz, Regierungsbezirk Koblenz, zur Provinz Hessen-Nassau und zum Regierungsbezirk Wiesbaden, während der Kreis Grafschaft Schaumburg, der frühere Landkreis Rinteln , aus der Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, in die Provinz Hannover und den Regierungsbezirk Hannover eingegliedert wurde. Damit wurden zwei isoliert gelegene Kreise ( Exklaven ) in die sie umgebende Provinz eingegliedert und ein aus der Zeit des Wiener Kongresses stammender Anachronismus beseitigt.
Aufgrund der Vorgaben in den Sparverordnungen des Reichspräsidenten wurden die Kreise Gersfeld , Homberg , Kirchhain , Westerburg und Usingen aufgelöst und mit den benachbarten Kreisen vereinigt.
Nationalsozialismus
In der nationalsozialistischen Zeit wurde der Stadt Frankfurt am Main die Zusatzbezeichnung Stadt des deutschen Handwerks beigelegt.
Zum 1. Februar 1942 bildeten die bisherigen Landkreise der Eder, des Eisenberges und der Twiste den neuen Landkreis Waldeck mit dem Sitz in Korbach.
Zum 1. April 1944 wurde die Provinz Hessen-Nassau in Anlehnung an die Reichsverteidigungsbezirke und die Gaue der NSDAP in die neuen Provinzen Kurhessen und Nassau geteilt. Dabei wechselten von der Provinz Kurhessen, Regierungsbezirk Kassel, der Kreis Herrschaft Schmalkalden zum Regierungsbezirk Erfurt in Thüringen und der Stadtkreis Hanau sowie die Landkreise Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern zum Regierungsbezirk Wiesbaden in der neuen Provinz Nassau.
Zum Oberpräsidenten in Wiesbaden wurde für die Provinz Nassau der Reichsstatthalter und Gauleiter der NSDAP Jakob Sprenger in Darmstadt bestellt. Der Parteigau Hessen-Nassau umfasste jedoch nach wie vor nur Frankfurt, Nassau und Hessen-Darmstadt. Der Bezirk Kassel bildete den Parteigau Kurhessen.
Mit der stellvertretenden Wahrnehmung der Geschäfte des Oberpräsidenten in Kassel für die Provinz Kurhessen wurde der Gauleiter der NSDAP Karl Gerland in Kassel beauftragt.
Nachkriegszeit
Der größte Teil der Provinz Hessen-Nassau wurde 1945 Teil der amerikanischen Besatzungszone . Der westliche Teil des Regierungsbezirks Wiesbaden fiel jedoch an die Französische Besatzungszone , nämlich die Kreise Ober- und Unterwesterwald, Unterlahn und Sankt Goarshausen.
Die amerikanisch besetzten Landesteile wurden am 19. September 1945 mit dem Volksstaat Hessen zum Land "Groß-Hessen" vereinigt, das nach der Annahme der neuen Verfassung am 1. Dezember 1946 in Hessen umbenannt wurde. Innerhalb des neuen Landes Hessen bestanden zunächst die beiden - ehemals preußischen - Regierungsbezirke Kassel und Wiesbaden weiter, ferner der Regierungsbezirk Darmstadt, der den rechtsrheinischen Teil des "Volkstaates Hessen" umfasste.
Die französische Besatzungsmacht vereinigte den nördlichen Teil ihres Gebiets, darunter die genannten nassauischen Landkreise, zum Land Rheinland-Pfalz. Dort bildete dieses Gebiet den Regierungsbezirk Montabaur, der 1968 Teil des Regierungsbezirks Koblenz wurde.
Der isoliert gelegene Landkreis Herrschaft Schmalkalden wurde der sowjetischen Besatzungzone zugeteilt und wurde Teil des neuen Lands Thüringen.
Politik
Oberpräsidenten
Der Oberpräsident war der Verwaltungschef einer preußischen Provinz. Wie auch die Spitzenbeamten der Regierungsbezirke, die Regierungspräsidenten , wurden sie von der preußischen Landesregierung bzw. vom König ernannt. Die Bevölkerung der Provinz hatte keinen Einfluss auf die Wahl ihres Oberpräsidenten.
- 1867-1871: Eduard von Moeller
- 1872-1875: Ludwig Carl Christoph von Bodelschwingh
- 1876-1881: Carl Ludwig August Freiherr von Ende
- 1881-1892: Botho Wendt zu Eulenburg , 1892-94 preußischer Ministerpräsident
- 1892-1898: Eduard Ludwig Karl Magdeburg
- 1898-1903: Robert Graf von Zedtlitz-Trützschler , 1886-90 Oberpräs. von Posen
- 1903-1907: Hubert Ludwig von Windheim
- 1907-1917: Wilhelm Hengstenberg
- 1917-1919: Dr. August von Trott zu Solz
- 1919-1930: Dr. Rudolf Schwander , DDP
- 1930-1932: August Haas , SPD
- 1932-1933: Dr. Ernst von Hülsen
- 1933-1943: Philipp von Hessen
- 1943-1944: Ernst Beckmann
Provinziallandtage
Provinziallandtag Wiesbaden | Provinziallandtag Kassel | |||||
Partei | 1925 | 1929 | 1933 | 1925 | 1929 | 1933 |
SPD | 30,6% - 16 Sitze | 26,2% - 14 Sitze | 33,1% - 15 Sitze | 32,8% - 15 Sitze | 21,2% - 9 Sitze | |
Zentrum | 22,5% - 12 Sitze | 18,9% - 10 Sitze | 14,9% - 7 Sitze | 13,0% - 6 Sitze | 10,9% - 5 Sitze | |
KPD | 6,4% - 4 Sitze | 8,2% - 5 Sitze | 6,7% - 3 Sitze | 6,5% - 3 Sitze | 7,0% - 3 Sitze | |
DDP | 5,9% - 4 Sitze | 4,6% - 3 Sitze | 5,6% - 3 Sitze | 4,7% - 2 Sitze | ||
DVP | 6,3% - 3 Sitze | 9,7% - 5 Sitze | 3,2% - 2 Sitze | |||
DNVP | 5,4% - 3 Sitze | 5,2% - 3 Sitze | 7,5% - 3 Sitze | |||
NSDAP | 8,2% - 4 Sitze | 6,3% - 3 Sitze | 52,6% - 23 Sitze | |||
WP | 5,1% - 3 Sitze | 5,4% - 3 Sitze | 5,5% - 3 Sitze | |||
HNASL | 14,1% - 7 Sitze | 33,5% - 15 Sitze | 23,7% - 11 Sitze | |||
CNBL | 8,5% - 5 Sitze |
An 100% fehlende = Nicht im Provinziallandtag vertretene Wahlvorschläge
Städte
Die mit Abstand größte Stadt der Provinz war die ehemalige Bundeshauptstadt Frankfurt am Main. Obwohl die meisten anderen größeren Städte ebenfalls im dicht besiedelten, von Handel und Industrie geprägten Rhein-Main-Gebiet im äußersten Süden der Provinz lagen, wurde Hessen-Nassau von Kassel im äußersten Norden der Provinz aus regiert.
Städte in Hessen-Nassau | ||
Stadt | Stand 1900 | Stand 1910 |
Frankfurt | 288.989 | 414.576 |
Kassel | 106.034 | 153.196 |
Wiesbaden | 86.111 | 109.002 |
Hanau | 29.847 | 37.472 |
Fulda | 22.487 | |
Marburg an der Lahn | 21.860 | |
Biebrich | 21.199 | |
Höchst am Main | 17.240 | |
Homburg v. d. H. | 14.334 | |
Eschwege | 12.542 | |
Griesheim am Main | 11.514 | |
Limburg an der Lahn | 10.965 | |
Schmalkalden | 10.018 |
- Quelle: gemeindeverzeichnis.de
Verwaltungsgliederung der Provinz Hessen-Nassau
Die Provinz war in Anlehnung an die Grenzen der 1866 okkupierten Staaten, in zwei Regierungsbezirke gegliedert. Der Regierungsbezirk Wiesbaden umfasste das bisherige Gebiet von Nassau, Frankfurt und des zum Großherzogtum Hessen gehörenden Hessischen Hinterlands (Lkr. Biedenkopf). Der Regierungsbezirk Kassel führte das Gebiet des Kurfürstentums Hessen weiter, 1929 kam der Freistaat Waldeck hinzu.
Verwaltungsgliederung von Hessen-Nassau | |
Stand 1900 | Stand 1944 |
Regierungsbezirk Wiesbaden (Nassau) | |
Stadtkreise |
Stadtkreise |
Landkreise
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Landkreise
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Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) | |
Stadtkreise |
Stadtkreise |
Landkreise
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Landkreise
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Siehe auch
Weiterführende Artikel
- Vorgängerstaaten: Kurfürstentum Hessen, Herzogtum Nassau, Freie Stadt Frankfurt
- Nachfolgestaat: Groß-Hessen
- Der andere (nichtpreußische) Teil Hessens: Großherzogtum Hessen, Volksstaat Hessen
- Geschichte Hessens
Weblinks
- Provinz Hessen-Nassau
- Provinz Hessen-Nassau (Landkreise und Gemeinden) 1910
- Polizei im Nassauer Land
(Vor 1878 aufgelöst)
Jülich-Kleve-Berg -
Großherzogtum Niederrhein -
Südpreußen -
Preußen
(1878-1922)
Ostpreußen -
Westpreußen -
Posen -
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Brandenburg -
Schlesien -
Sachsen -
Westfalen -
Rheinprovinz -
Schleswig-Holstein -
Hannover -
Hessen-Nassau
(Nach 1922 gegründet)
Grenzmark Posen-Westpreußen -
Oberschlesien -
Niederschlesien -
Halle-Merseburg -
Magdeburg
Kategorien : Preußische Provinz | Hessische Geschichte | Kassel | Geschichte Rheinland-Pfalz
Wikipedia
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