Blohm & Voss
Blohm + Voss ist eine deutsche Schiffswerft mit Hauptsitz in Hamburg und gehört heute als Tochterunternehmen zu der ThyssenKrupp AG . Man hat sich heute auf Marineschiffe, schnelle Fähr- und Passagierschiffe sowie Mega-Yachten spezialisiert.
Inhaltsverzeichnis |
Geschichte
Am 5. April 1877 gründen Hermann Blohm und Ernst Voss die Schiffswerft und Maschinenfabrik Blohm + Voss als offene Handelsgesellschaft . Sie pachten vom eher argwohnenden Senat der Hansestadt Hamburg ein Areal von 15.000 m² auf der Elbinsel Kuhwerder.
Die etablierten Reedereien setzen auf ihre angestammten Werften in England . Deshalb mangelt es der Werft an Aufträgen, sodass man auf eigene Verantwortung und Kosten eine eiserne Bark , die Flora getauft wird, baut und diese an die Hamburger Reederei M.G. Amsinck verkauft. Erst eineinhalb Jahre nach Gründung kommt es zum ersten Auftrag für einen kleinen Raddampfer namens Elbe. Mit dem Frachtdampfer Burg (Baunummer 3) läuft am 10. Mai 1879 das erste Schiff vom Stapel .
Die Werft kann weitere Auftragseingänge verzeichnen, deren Volumen jedoch nur knapp ausreicht. Deshalb werden zwei weitere Schiffe, die Rosario (an Hamburg-Süd ) und die Professor Woermann (an die Woermann-Linie ), auf eigene Kosten gebaut. Mit dem Bau des Schwimmdocks Dock I setzt man nun neben dem Neubau auch auf Reparaturen, wodurch sich die wirtschaftliche Lage stark verbessert.
Bereits 1887 wird dem Senat ein Antrag auf Ausweitung des Werftengeländes vorgelegt. Blohm & Voss beschäftigt zu diesem Zeitpunkt schon 1.200 Mitarbeiter. Im Jahr 1891 folgt die Umwandlung zur Kommanditgesellschaft auf Aktien . Carl Laeisz und Adolph Woermann werden Vorsitzende des Aufsichtsrates .
Mit der Kaiser Karl der Große wird 1899 , nach dem Kleinen Kreuzer Condor 1892 , in Folge des Flottengesetzes erstmals ein großes Kriegsschiff an die Kaiserliche Marine ausgeliefert. Daraufhin nimmt der Anteil an Marineschiffen , der zeitweise hohe Gewinne abwirft und als krisensicher gilt, deutlich zu, denn die Kaiserliche Marine rüstet in Voraussicht des baldigen Krieges, dem 1. Weltkrieg .
1905 wird das Areal über einen neuen Pachtvertrag mit dem Hamburger Senat auf 560.000 m² mit 3 km Wasserfront ausgedehnt. Damit hat Blohm + Voss das weltweit größte geschlossene Werftgelände und mit dem neuen Hammerwippkran auch den größten Kran dieser Art. Darauf folgt 1906 ein Lizenzvertrag mit Parsons über den Bau von Turbinen und mit der Dresden ( Kleiner Kreuzer ) entsteht das erste Turbinen- und das erste Vierschraubenschiff der Werft.
Dock 5 mit 46.000 t Hebevermögen wird 1908 das weltweit größte Schwimmdock . 1913 wechselt Ernst Voss in den Aufsichtsrat und stirbt 1920 .
Erster Weltkrieg
Während des ersten Weltkrieges wird die Produktion vornehmlich auf den U-Boot -Bau umgestellt, auch wenn man mit U-Booten keine Erfahrung hat und die Werftanlagen nicht für derart kleine Bauten ausgelegt sind. Insgesamt entstehen 98 U-Boote. Nur wenige Handelsschiffe, 6 Zerstörer , 1 Kleiner und 2 Schlachtkreuzer entstehen in den Kriegsjahren. Um den Schwund der Arbeiter durch Einberufungen zum Militärdienst entgegen zu wirken, wurden Frauen und Kriegsgefangene eingesetzt.
Der Versuch eines Arbeiter- und Soldatenrates vom 11. November die Kontrolle der Werft zu übernehmen scheitert. Aufgrund der Ansprüche auf Reparationen ( 1919 / 1920 , siehe Vertrag von Versailles ) und der günstigen Geld-Kurse für das Ausland gibt es bis 1922 genug Aufträge. In den Folgejahren werden nur wenige Schiffe hergestellt, die meisten für HAPAG und den Norddeutschen Lloyd.
Im Jahr 1930 stirbt Hermann Blohm, nachdem seine Söhne Rudolf und Walther Blohm bereits seit Ende des Krieges die Firmenleitung übernommen hatten. Im Zeichen der Weltwirtschaftskrise begnügt sich die Werft mit kleinen Aufträgen und dem Abwracken von alten Schiffen. Die Werft hat 1932 nur noch knapp 3000 Beschäftigte.
Mit dem Neubau der Gorch Fock I. verlässt 1933 ein großes Segelschulschiff die Werft. Walther Blohm versucht mit dem Tochterunternehmen Hamburger Flugzeugbau GmbH ein neues Standbein aufzubauen um der Krise zu trotzen.
Zweiter Weltkrieg
Im Zuge der Aufrüstung für den zweiten Weltkrieg nimmt die Zahl der Aufträge wieder zu – auch im Export. So werden z.B. die Admiral Hipper ( 1936 ) sowie das Fahrgastschiff Wilhelm Gustloff ( 1937 ) gebaut. Zu diesem Zeitpunkt hat die Werft wieder ca. 14.000 Beschäftigte. 1939 läuft die Bismarck vom Stapel.
Während des Zweiten Weltkrieges konzentriert man sich komplett auf den U-Boot-Bau – hauptsächlich der Typen VII C und XXI. Insgesamt entstehen 238 U-Boote.
Während im Februar 1945 die noch 20.000 Beschäftigte, die größenteils aus dem z.B. KZ-Außenlager des KZ Neuengamme zwangsrekrutiert sind, auf der Werft arbeiten, wird sie zum 31. Dezember 1945 von den Britischen Besatzungstruppen geschlossen. 1948 folgt dann die komplette Demontage .
Am 1. April 1951 wird Steinwerder Industrie AG gegründet, die schrittweise die Erlaubnis zur Reparatur von Schiffen ( 1953 ), zum Bau von Küsten- ( 1954 ) und in Folge von Seeschiffen (Ende 1954 ) erhält. Darauf folgt die Umbenennung in Besinnung auf den Traditionsnamen in Blohm & Voss AG 1955 . Dabei werden 50% des Aktienkapitals für 20 Mio. DM an die Phoenix-Rheinrohr AG veräußert. Diese ist mehrheitlich im Besitz von Amélie Thyssen . Der Thyssenkonzern bekommt somit immer mehr Einfluss und die Familie Blohm wird mit der Zeit aus dem Unternehmen verdrängt. In den folgenden Jahren konzentriert sich die Firma vornehmlich auf den Bau von Massengutfrachtern . Seit 1962 werden auch wieder im größeren Maße Aufträge von der Marine angenommen.
1968 entstehen die ersten Voll containerschiffe (1. Generation) der Werft Elbe Express und Alster Express für HAPAG . Es sind zu dem Zeitpunkt ca. 7.800 Personen beschäftigt. Bild:Blohm & Voss Dock 10 in Hamburg.jpg
Heute
Mitte der 70er erweiterte Blohm+Voss seinen Produktbereich um „Offshore“ (Ölbohrinseln, Versorgungs- und Unterstützungseinrichtungen) und nahm den Marineschiffbau mit dem neu entwickelten MEKO-Typ wieder auf. Dieser Typ ist seitdem im Export erfolgreich. Ca. 40 Einheiten (Fregatten, Korvetten) wurden bisher gebaut.
1986 wurde die HDW-Werft in Hamburg (Werk Ross) übernommen und auf dem Blohm+Voss-Gelände zusammengeführt.
1995 wurde die Blohm+Voss AG geteilt in die eigenständigen Firmen „Blohm+Voss GmbH“ (Werft, ca. 1000 Mitarbeiter), „Blohm+Voss Repair GmbH“ (Reparatur und Dockbetrieb, ca. 350 Mitarbeiter) und „BV Industrietechnik GmbH“ (Maschinenbau).
Heute arbeiten noch gut 850 Mitarbeiter bei der Blohm+Voss GmbH.
Seit dem 5. Januar 2005 ist Blohm + Voss die Zentrale der Thyssenkrupp Marine Systems AG . Dieser gehören an:
- Howaldtswerke-Deutsche Werft AG , Kiel
- Nobiskrug GmbH , Rendsburg
- Blohm + Voss GmbH und Blohm + Voss Repair GmbH, Hamburg
- Nordseewerke GmbH , Emden
- sowie Kockums AB , Schweden , und Hellenic Shipyards S.A. , Griechenland .
Bekannte Schiffe (chronologisch)
- S.M.S. Condor (Kondor) , Kleiner Kreuzer ( 23. Februar 1892 )
- S.M.S. Kaiser Karl der Große , Linienschiff ( 18. Oktober 1899 )
- S.M.S. Friedrich Carl , Großer Kreuzer ( 21. Juni 1902 )
- S.M.S. Yorck , Panzerkreuzer ( 14. Mai 1904 )
- Pamir , Viermast-Stahlbark ( 29. Juli 1905 )
- SMS Scharnhorst , Großer Kreuzer ( 22. März 1906 )
- S.M.S. Dresden I., Kleiner Kreuzer ( 5. Oktober 1907 )
- S.M.S. Von der Tann , Großer Kreuzer ( 30. März 1909 )
- S.M.S. Moltke , Großer Kreuzer ( 7. April 1910 )
- Peking , Viermast-Stahlbark ( 25. Februar 1911
- S.M.S. Goeben , Großer Kreuzer ( 28. März 1911 )
- Passat , Viermast-Stahlbark ( 20. September 1911 )
- S.M.S. Seydlitz , Großer Kreuzer ( 30. März 1912 )
- S.M.S. Derfflinger , Großer Kreuzer ( 14. März 1913 )
- Vaterland , Riesendampfer ( 3. April 1913 )
- Bismarck , Riesendampfer (Stapellauf 20. Juni 1914 , nicht fertig)
- S.M.S. Cöln (Köln) , Kleiner Kreuzer ( 5. Oktober 1916 )
- Pola , Viermast-Stahlbark ( 21. Oktober 1916 )
- S.M.S. Mackensen , Großer Kreuzer ( 21. April 1917 , nicht fertig)
- Priwall , Viermast-Stahlbark ( 23. Juni 1917 )
- Albert Ballin , Dampfer 1923
- Cap Arcona II., Luxusdampfer ( 14. Mai 1927 )
- Europa , Turbinenschnelldampfer (Stapellauf 15. August 1928 )
- Gorch Fock I., Segelschulschiff ( 3. Mai 1933 )
- Horst Wessel , Segelschulschiff ( 13. Juni 1936 )
- Pretoria , Fracht- und Fahrgastschiff ( 16. Juli 1936 )
- Windhuk , Fracht- und Fahrgastschiff ( 27. August 1936 )
- Admrial Hipper , Schweren Kreuzer ( 6. Februar 1937 )
- Wilhelm Gustloff , Fahrgastschiff ( 5. Mai 1937 )
- Albert Leo Schlageter , Segelschulschiff ( 30. Oktober 1937 )
- Mircea , Segelschulschiff ( 22. September 1938 )
- Bismarck , Schlachtschiff (Stapellauf 14. Februar 1939 )
- Herbert Norkus , Segelschulschiff ( 7. November 1939 )
- Vaterland , turboelektrischer Nordatlantik-Schnelldampfer ( Stapellauf 24. August 1940 )
- Wappen von Hamburg III., ( 1. Februar 1955 )
- Gorch Fock II., Segelschulschiff ( 23. August 1958 )
- „Hamburg Express“, Containerschiff (2er Serie) für Hapag-Lloyd (Abl. 10. Juli 1972 )
- „Adrian Maersk“, Containerschiff (Sechser-Serie) für A.P. Möller ( 22. August 1975 )
- „Scarabeo 3“, Bohrinsel (Serie) für Saipem S.p.A. ( 27. Juni 1975 )
- „Sea Troll“, Rohrlege- und Kranschiff ( 3. Dezember 1976 )
- „Aradu“, MEKO-Fregatte für Nigeria ( 4. September 1981 )
- „Almirante Brown“, 1. MEKO-Fregatte für Argentinien ( 26. Januar 1983 )
- „Yavuz“, 1. MEKO-Fregatte für die Türkei ( 17. Juli 1987 )
- „Vasco da Gama“, 1. MEKO-Fregatte für Portugal ( 18. Januar 1991 )
- „Hydra“, 1. MEKO-Fregatte für Griechenland ( 15. Oktober 1992 )
- Brandenburg (F 215), 1. Fregatte der Klasse F 123 ( 28. August 1992 )
- Sachsen (F219), 1. Fregatte der Klasse F 124 ( 31. Oktober 2002 )
Container-Schiffe
- Cosco Brisbane Mai 2005
U-Boote
- U-Boot Typ B ( 1915 - 1917 )
- U-Boot Typ C ( 1916 - 1918 )
- U-Boot Typ VII C ( 1939 - 1942 ) : U 551 - U 650 ; U 951 - U 994
- U-Boot Typ VII C 41 ( 1941 - 1942 ) : U 995 - U 1030
- U-Boot Typ XVII A (Wa 201) : U 792 ( 16. November 1943 ) & U 793 ( 1944 )
- U-Boot Typ XXI ( 1943 - 1945 ) : U 2501 - U 2546 ; U 2548 ; U 2551 - U 2552
- U-Boot Typ XXVI B ( 1944 - 1945 ) : 3 Stück
Yachten
- Savarona 28. Februar 1931
- Katalina 1987
- Lady Moura 31. Mai 1990
- Golden Odyssey 25. Mai 1990
- ECO 20. August 1991
Die Lady Moura wurde 1990 gebaut und 2003 überarbeitet. Sie ist mit 105 Metern Länge die siebtgrößte Yacht der Welt. Ihre Maximalgeschwindigkeit beträgt etwa 20 Knoten; sie verfügt u.A. über einen Helikopterlandeplatz. Das Schiff gehört Nasser el Raschid , dem Berater des Saudischen Königs, und liegt meist auf Palma de Mallorca im Hafen an.
Die ECO ist mit drei Waterjets und Gasturbinenantrieb auf hohe Geschwindigkeit (37 Knoten) ausgelegt. Sie ist 2004 noch als Katana in Fahrt (im Besitz von Larry Ellison ).
Siehe auch
- Hamburger Flugzeugbau GmbH , ein Tochterunternehmen von Blohm + Voss, welches sich mit dem Bau von Flugzeugen beschäftigt
- Liste deutscher Marinewerften
- Trockendock Elbe 17
Weblinks
Koordinaten:
53° 32' 32" N, 9° 57' 21" O
Kategorien : Rüstungshersteller | Werft | Unternehmen (Hamburg)
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