Kloster Tänikon
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Gründung des Frauenklosters
Das dem Zisterzienserorden angehörende Frauenkloster Tänikon wurde ungefähr im Jahre 1249 gegründet. Mit dem Jahr 789 ist Tänikon („Tanninchova“) der am frühesten urkundlich erwähnte Ort in der Politischen Gemeinde Aadorf, Kanton Thurgau . Die Kirche ist der Gottesmutter geweiht (Mariae Aufnahme in den Himmel). Kirchenpatron ist der heilige Bernhard von Clairvaux (Kirchenfest am 20. August bzw. am darauf folgenden Sonntag). Vor der Reformation um 1520 muss es eine stattliche Anlage gewesen sein. Bauzeugen sind die Kirche, deren Dachstuhl bis 1363 zurückreicht und damit die Tänikoner Klosterkirche zu einem der ältesten noch erhaltenen Gebäude im Thurgau macht, und das Refental (ehemaliges Refektorium ) (1508).
Aufhebung des Klosters
In den Wirren der Reformation (1525-1550) erlischt das klösterliche Leben. Das wiedererstandene Kloster erlebt im 17. Jahrhundert eine grosse Blüte, verbunden mit einer regen Bautätigkeit: Prälatenhaus 1616 , Äbtissinnenhaus 1678 und Lilienthal 1640 . Die prächtigen Glasscheiben im Kreuzgang geben Zeugnis vom Kunstsinn der Äbtissinnen . Bis zur politischen Umwälzung von 1798 üben die Klostervorsteherinnen in den Ortschaften Aadorf, Ettenhausen und Guntershausen bei Aadorf die niedere Gerichtsbarkeit aus. Das Rechtsverhältnis zwischen diesen Gerichtsgemeinden und dem Kloster ist in Offnungen, das heisst Dorfrechten, niedergelegt. Im frühen 19. Jahrhundert sind viele führende Thurgauer Politiker der Ansicht, die Klöster seien reich und “jedem gemeinnützigen Wirken fremd geblieben“. Nach verschiedenen Massnahmen wie Einsatz staatlicher Klosterverwalter und Bewilligung bzw. Verbot von Novizenaufnahme beschliesst der Thurgauer Grosse Rat 1848 unter anderem die Aufhebung des 600-jährigen Zisterzienserinnenklosters Tänikon.
Eine neue Heimat in Österreich
Die ausgewiesenen Klosterfrauen vereinigen sich erst 1869 mit den ebenfalls heimatlos gewordenen Schwestern der Klöster Kalchrain und Feldbach zum heute noch bestehenden Nachfolgekloster Mariastern-Gwiggen [1] in der Gemeinde Hohenweiler, Vorarlberg.
Das Kloster geht in Privatbesitz über
Nach der Klosteraufhebung gehen die Kirche mit Friedhof, das Pfarrhaus mit Umschwung und Fondsgelder an die Kirchgemeinde Tänikon [2] über. 1850 kauft Nina von Planta von Samaden GR das Klostergut. Neben der Gutswirtschaft stellt von 1857 bis 1918 eine Tonwarenfabrik Ziegel und Drainageröhren her. Letzte Gutsbesitzerin von 1936 bis zum Verkauf an die Eidgenossenschaft 1968 ist Emma Zuber-Schmid. Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Agrarwirtschaft und Landtechnik [3] nimmt am 1. April 1969 ihre Arbeit auf; Direktoren sind Dr. Paul Faessler (1969-1981) und Prof. Dr. Walter Meier (1981-2004). Zurzeit leitet Vizedirektor Dr. Michael Gysi die Forschungsanstalt ad interim; auf das Jahr 2006 wird sie mit der Forschungsanstalt für Agrarökologie und Landbau Zürich-Reckenholz zu einer einzigen Institution zusammengelegt.
Kirchenrenovation
Die Kirche erhält das klassizistische Aussehen beim grundlegenden Umbau 1829-1831. Bemerkenswert ist die frühromantische Orgel aus der Klosterzeit (Baujahr 1835; Restauration 1975). In den Jahren 2001-2003 führt die Kirchgemeinde mit erheblicher Beihilfe von Bund ,Kanton, Katholischer Landeskirche und Politischer Gemeinde Aadorf eine umfassende Sanierung des Dachstuhls und eine Renovation des Kircheninnern, vor allem auch der Stuckdecke durch. Das Pfarrhaus errichtet die Kirchgemeinde 1967 anstelle des Altbaus von 1853.
Zeittafel
789 Erste urkundliche Erwähnung als „villa Tanninchova“
1249 Gründung des Frauenklosters Tänikon. Klosterwappen: dreiteilige weisse Lilie auf blauem Grund. Weiterer Klostername seit etwa 1614: „Lilienthal“.
1320 Ettenhausen kommt zum Kloster Tänikon
1362 Die Kirche mit dem noch erhaltenen Dachgerüst wird erbaut
1413 Das Kloster kauft Aadorf vom Kloster St. Gallen
1508 Bau des Refentals (ehemaliges Refektorium )
1509 Mit dem Kauf von Guntershausen verfügt das Kloster über die niedere Gerichtsbarkeit in Aadorf, Ettenhausen und Guntershausen
1525 - 1550 Infolge der Reformationswirren erlöscht das klösterliche Leben beinahe
1617 Das Prälatenhaus als Gastbau der Äbte des Klosters Wettingen wird errichtet
1626 Anbau des Altarhauses
1640 Bau des Lilienthals, bis 1961 Gastwirtschaft
1663 Einzug einer gewölbten Decke anstelle der alten Flachdecke
1668 Der Dachreiter (Glockenturm) wird vom Kirchendach auf die Sakristei versetzt
1678 Bau des Äbtissinenhauses als Repräsentationsbaute der Klostervorsteherin
1798 Das Kloster verliert die Gerichtsherrschaft über Aadorf, Ettenhausen und Guntershausen
1831 Durch einen grundlegenden Umbau erhält die Kirche das heutige klassizistische Aussehen
1840 Einbau der frühromantischen Orgel; 1975 restauriert
1838 Bau der Klosterscheune als letzte Baute des Klosters
1848 Der Thurgauer Grosse Rat hebt das Zisterzienserinnenkloster Tänikon auf, die Kirche wird zur Pfarrkirche
1850 Frau Nina von Planta, Samaden GR, kauft das Gut Tänikon
1857 - 1918 Industrielle Tonwarenfabrik (Ziegel, Röhren usw.)
1883 An die Klosterscheune wird quer ein Hallenstall angebaut
1930 und 1961 - 1963 Kirchenrenovationen
1936 Emma Zuber-Schmid kauft das Gut Tänikon
1967 Neubau des Pfarrhauses
1968 Erwerb durch die Eidgenossenschaft
1969 Am 1. April 1969 nimmt die Eidgenössische Forschungsanstalt für Agrarwirtschaft und Landtechnik (FAT) ihre Tätigkeit auf. Direktoren: Dr. Paul Faessler 1969-1981, Prof. Dr. Walter Meier 1981-2004, Vicedirektor Dr. Michael Gysi a.i. 2004-2005
1976 Bezug der Neubauten in der historischen Zone: Bürogebäude, Personalrestaurant und Gästetrakt
1981 Offizielle Einweihung der Neubauten und restaurierten historischen Klostergebäude
1981 Eröffnung der Landtechnischen Entwicklungsschau Agrotechnorama der Eidgenössischen landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Tänikon [4]
1989 Jubiläumsjahr „1200 Jahre Tänikon“
1999 - 2003 Die Kirchgemeinde Tänikon beschliesst die Sanierung des alten Dachgerüsts. Als Hauptmassnahme hat ein zweites Tragwerk für die Aufnahme der äusseren Dachlasten das historische Dachgerüst von 1362 zu stabilisieren und zu entlasten. Anschliessend wird das Kircheninnere renoviert.
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